Das dritte Schalengericht
Offb. 16.4-7 Und der dritte goß seine Schale aus auf die Ströme und [auf] die Wasserquellen, und sie wurden zu Blut. 5 Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Du bist gerecht, der da ist und der da war, der Heilige, daß du also gerichtet hast. 6 Denn Blut von Heiligen und Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; sie sind es wert. 7 Und ich hörte den Altar sagen: Ja, Herr, Gott, Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte.
Wie das vorherige Schalengericht über das ganze Meer, erstreckt sich auch dieses Gericht über alle Flüsse und Quellen und somit auch über das Süßwasser. Es wird hier also der Lebensquell getroffen, der das Gedeihen alles Lebendigen auf der Erde erst ermöglicht.
Auch das dritte Posaunengericht betraf die Flüsse und ihre Quellen. Dort wurden ein Drittel der Quellen bitter. In Bezug auf die dritte Posaune haben wir gesehen, dass die fließende Gewässer ein Bild für Gottes Wort, die Wahrheit ist. Diese beinhaltet auch die von Gott eingesetzte Ordnung, welche ein vernünftiges Zusammenleben regelt. Die bekanntesten Regeln - die Verbote zu lügen, stehlen oder zu töten - sind in den 10 Geboten enthalten. Jede Abweichung von dieser Ordnung führt unweigerlich auch zur Beeinträchtigung des gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Wenn hier nun die Rede davon ist, dass alle Quellen und Flüße zu Blut werden bedeutet dies, dass Gottes Ordnung zu diesem Zeitpunkt in einem solchen Maße auf den Kopf gestellt ist, dass in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens nur noch Zersetzung und Zerfall herrscht. Die Begründung für diesen Zustand wird in Vers 6 gegeben:
Offb. 16.6 Denn Blut von Heiligen und Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; sie sind es wert.
Gott gibt den Menschen Blut zu trinken, weil sie das Blut seiner Propheten vergossen haben. Sie haben die von Gott gesandten Lehrer und Zeugen nicht gewollt und Gottes Wort und Gottes Ordnungen verworfen, nun haben sie mit den Folgen ihrer sich selbst aufgestellten Ordnungen zu Kämpfen:
Selbstlosigkeit, Unterordnung der Kinder gegenüber den Eltern, ausschließliche Liebe des Mannes zu seiner Frau und daraus entspringende Unterordnung der Frau unter den Mann, Achtung vor dem Alter, Ehrfurcht vor dem Leben, Gehorsam gegenüber Vorgesetzten und Autoritäten und schließlich eine zu solchen Tugenden inspirierende Furcht vor Gott (Spr 9,10), Ehrlichkeit in allen Geschäften, Treue und Pflichtbewusstsein bei der Arbeit, Fleiß, Bescheidenheit, Genügsamkeit – all diese Dinge sind ihnen ein Gräuel gewesen.
Entsprechend vergilt ihnen Gott. Alles Liebliche, alles Freundliche, alles Beständige und Traute schwindet und macht Neid, Verlogenheit, Misstrauen, Entzweiung, Kampf der Geschlechter, Zerwürfnis zwischen den Generationen, enthemmtem Egoismus (2Tim 3,1-4) Platz. Unter solchen Umständen leben zu müssen, ist entsetzlich. (Benedikt Peters, Geöffnete Siegel)