Der sechste Schöpfungstag

24 Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendige Wesen nach ihrer Art, Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes nach ihrer Art!

Und Gott sprach:

Diese Worte leiten den sechsten Tag ein an dem Gott zum dritten Tag zurückkehrt und das Werk des dritten Tages, den Erdboden, füllt. Wie am dritten Tag wurden auch am sechsten Tag zwei Werke vollbracht. Gott spricht an diesem Tag also auch zwei Mal. Das erste Werk des dritten Tages, der Erdboden dient dabei als Lebensraum. Das zweite Werk des dritten Tages, die Pflanzenwelt, ebenfalls Teil des Lebensraumes, dient zudem als Nahrungsquelle. 

Die Erde bringe hervor lebendige Wesen nach ihrer Art 

Wie später am gleichen Tag der Mensch und am Vortag die Vögel, wurden auch die landbewohnenden Tiere aus dem Erdboden geschaffen.

1. Mo. 2.19: Und Gott der HERR bildete aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels.

Die von Gott geschaffenen landbewohnenden Lebewesen sind in drei Gruppen unterteilt:

  • Das Vieh: Alle zähmbaren Haustiere
  • Die Tiere des Feldes: Alle wilden Tiere
  • Gewürm: Niedere Kleinstlebewesen wie Insekten.

So wie der Leviathan als das stärkste Tier der Meere die Wassertiere repräsentiert, so finden sich auch in den beiden anderen Lebensräumen - dem Himmel und dem Erdboden - repräsentative Vertreter ihrer Gruppen

  • Der Adler: Der König der Lüfte
  • Der Löwe: Der König der wilden Tiere
  • Der Stier: Das stärkste Tier unter den zähmbaren Haustieren. 

In Hes. 1 sowie Offb. 2. werden vier Wesen mit jeweils vier Gesichtern an Gottes Thron beschrieben, wobei es sich auch dort jeweils um das Gesicht eines Löwen, Ochsen, Adlers und Menschen handelt. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass ein Tier aus dem Wasser unter den Gesichtern nicht vertreten ist. Diese vier Lebewesen repräsentieren bestimmte Merkmale der Regierung Gottes und lassen sich den vier Evangelien zuordnen, in denen die Grundzüge Gottes aufleuchten.

  • Der Löwe repräsentiert die Majestät Gottes und lässt sich dem Matthäusevangelium zuordnen, in dem der Herr Jesus als der König Israels vorgestellt wird.
  • Der Ochse lässt sich dem Markusevangelium zuordnen, in dem der Herr als der unermüdliche Knecht vorgestellt wird. Das Wort "und" kommt mit über Tausend Malen in keinem anderen Buch der Bibel häufiger vor und reiht einen Dienst des Herrn an den anderen.
  • Der Adler, der Herrscher des Himmels, kann in einer Höhe von 3 Kilometern nicht nur die Landschaft kilometerweit überblicken, sondern aus dieser Entfernung sogar noch Tiere in der Größe einer Maus erspähen. In dieser Höhe ist der Adler selbst, für den menschlichen Beobachter am Boden, kaum mehr zu erkennen. Dies erinnert an Gott, der im Himmel thront und jedes Haar eines jeden Menschen kennt. Der Adler kann dem Johannesevangelium zugerordnet werden, das die Gottheit des Herrn Jesus aufzeigt. Es beginnt ohne Geschlechtsregister oder Geburtsgeschichte, wie das 1. Buch Mose mit "Im Anfang". Zeitlich ist es sogar vor dem ersten Vers des 1. Buch Mose anzuordnen. 
  • Der Mensch, das mit Abstand intelligenteste Lebewesen kann dem Lukasevangelium zugeordnet werden. Im Lukasevangelium wird die Menschwerdung des Herrn Jesus am stärksten betont und so wird schon die Geburt des Herrn in diesem Evangelium am ausführlichsten beschrieben
nach ihrer Art

In Bezug auf die Tiere liest man am 5. und 6. Tag zusammen sechs Mal nach ihrer Art. In Vers 24 zwei Mal. Beide Male ist es allg. auf alle Tiere bezogen. In Vers 25 wird dies drei weitere Male gesagt. Dort aber für jede Gruppe einzeln. Am fünften Tag wird zwei Mal betont, dass die Tiere nach ihrer Art geschaffen wurden - je einmal für die jewiligen Tiere eines der beiden Lebensräume. Der Mensch wurde nicht nach seiner Art, sondern nach dem Bild Gottes geschaffen.

Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes nach ihrer Art

Wie schon die Pflanzenwelt am dritten Tag, und die Tierwelt am fünften Tag, sind die Bewohner der trockenen Landmasse in drei Arten unterteilt (3x3=9). Kommt der Mensch hinzu ergibt es 10.

Rechnet man die Pflanzen nicht hinzu, rechnet man also nicht mit dem gesamten Herrschaftsbereich des Menschen, sondern nur mit dem, der die lebenden Wesen betrifft, ergibt es sechs (2x3=6). Kommt der Mensch hinzu ergibt es 7.

25 Und es geschah also. Und Gott machte die Tiere des Feldes nach ihrer Art und das Vieh nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war.
Das sechste von sieben Malen, dass Gott sein Werk begutachtet und beurteilt und das letzte Mal das Gott sein Werk für gut befindet. Beim siebten Mal wird es für sehr gut bewertet.
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26 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das sich auf der Erde regt!
Und Gott sprach lasset uns Menschen machen
 
Jedes vorherige Werk der letzten sechs Tage war auf diesen Moment hin ausgerichtet. Der Ausspruch: "Lasset uns Menschen machen", lässt es bereits anklingen. Es ist ein Moment der Freude. Jetzt ist es soweit. Jetzt ist alles bereitet. Jetzt, endlich, ist der Zeitpunkt für die Erschaffung des Menschen gekommen.

"Lasst uns ... machen" ist im hebr. nur ein Wort: "naaseh".

Bisher wurde alles in Befehlsform ins Dasein gerufen. Mit "naaseh" wird erstmals von der Befehlsform zur Aufforderungsform gewechselt, dieser Wechsel kündigt nach hebr. Verständnis immer bedeutende Momente an.

nach unserem Gleichnis.... die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.

Die Aufgabe des Menschen war seine Herrschaft über die übrige Schöpfung dem geistlichen Gottesdienst. Nach dem Sündenfall wurde diese Arbeit lediglich erschwert, zudem musste der Mensch sich nach dem Sündenfall die Nahrung erarbeiten, weil der Erdboden die zur Nahrung dienenden Früchte nicht mehr so leicht hergab, während sie im Garten im überfluss vorhanden waren.

Durch die Arbeit des Menschen an dem Garten, wäre der Garten im Laufe der Zeit, optisch dem Wesen des Menschen entsprechend geprägt und verändert worden. Dieser Zustand hätte nichts mit der zerstörten Umwelt gemein gehabt, wie wir sie heute, nach 6000 Jahren Menschenherrschaft kennen.

Der gegenwärtige Zustand der Umwelt spiegelt das zerstörerische Wesen der Sünde und des Fleisches seit dem Sündenfall wieder. Weil mit dem Sündenfall die Beziehung zu Gott und dadurch auch alle anderen Beziehungen des Menschen, einschließlich der Beziehung zur Umwelt gestört sind, ist der Mensch nicht mehr in der Lage die Schöpfung so zu bewahren wie es von Gott ursprünglich gedacht war. Der Zustand des Gartens unter Enfluss des vollkommenen Menschen würde den inneren Zustand des Menschen vor dem Sündenfall wiederspiegeln.

Die Formulierung "nach unserem Gleichnis" betont die Einzigartigkeit des Menschen in der Schöpfung.

Ps. 8,4-6: Wenn ich anschaue deinen Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du sein Gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn acht hast? Den ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt; und mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füsse gestellt.

Lasst uns...in unserem Bild...nach unserem Gleichnis

Im Hebr. sind diese drei Formulierungen jeweils nur ein Wort.

  • Lasst uns ... machen – "naaseh"
  • In unserem Bilde – "betzalmeynu"
  • Uns ähnlich - "kidmuteinu"

Neben der Mehrzahl für Gott, Elohim im ersten Vers diesen Kapitels finden sich hier drei weitere Begriffe in nur einem Vers, die auf die Dreieinigkeit Gottes hinweisen. Damit sind es im gesamten Schöpfungsbericht insgesamt 4 Begriffe.

27 Und Gott schuf den Menschen in seinem Bilde, im Bilde Gottes schuf er ihn; Mann und Weib schuf er sie.

Im Vers 27 liest man drei Mal das Wort "schuf", "bara" im Zusammenhang mit dem Menschen. Der 27. Vers weist auf die Gemeinschaft hin. Die ersten beiden Male in Vers 27 wird betont, dass der Mensch im Bilde Gottes geschaffen wurde. Nur weil der Mensch im Bilde Gottes geschaffen wurde, kann der Mensch auch in eine Gemeinschaft mit Gott treten. Diese Gemeinschaft ist auch die Grundlage, die es dem Menschen ermöglicht in eine gesunde Gemeinschaft mit anderen Menschen, zu anderen Lebewesen und zu seiner Umwelt zu treten. Ist die Gemeinschaft zu Gott gestört, leiden auch alle anderen Beziehungen des Menschen. Dies wird bereits in 1. Mo. 3 unmittelbar nach dem Sündenfall und dem durch die Sünde bedingten Bruch des Menschen mit Gott deutlich. (Siehe Kommentar zu 1. Mo.2.12)

Das dritte bara im 27. Vers betont, dass Gott den Menschen in zwei Geschlechtern schuf, die beide nach Gottes Bild geschaffen sind. Dies betont sowohl die gleichgestellte Wichtigkeit als auch Unterschiedlichkeit beider Geschlechter. Ebenfalls drei Mal wird in den Versen des sechsten Tages erwähnt, dass Gott den Menschen in seinem Bilde schuf. Die Zahl 3 steht in der Bibel für die Vollständigkeit. Die Zwei ist die kleinste benötigte Zahl für eine Gemeinschaft, wozu es beide Geschlechter braucht. Doch nur wenn der Mensch auch in der Gemeinschaft mit seinem Gott und Schöpfer lebt ist die Gemeinschaft vollkommen. 

Mit dem "bara" im ersten Vers und 21. Vers kommt das Wort bara im Schöpfungsbericht insgesamt 5 mal vor. Auch im 2. Kapitel wird das Wort bara im Zusammenhang mit dem Menschen, drei mal verwendet. Das macht insgesamt acht Mal.

Der Mensch im Bild Gottes
 
Äusserliches Bild
  • Mimische Ausdrucksfähigkeit
  • Sprachfähigkeit
  • Fähigkeit Herrschaft auszuüben.
  • Errötung durch Schamgefühle,

Innerliches Bild:

  • Unsterblichkeik
  • Intellekt
  • Selbstbewusstsein
  • Fähigkeit zur Vernunft
  • Emotionen
  • Willen
  • Geistlichkeit
28 Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan; und herrschet über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf der Erde regt!
Insgesamt hat Gott im ersten Kapitel dreimal gesegnet. Mit dem Segen beginnt der erste von von sieben Bunden und beinhaltet fünf Weisungen. 
  • Fruchtbar sein und sich mehren
  • Die Erde zu bevölkern
  • Sich die Erde untertan machen (Herrschaft über die Materielle Welt)
  • Über die Tierwelt herrschen (Herrschaft über das Leben)
  • Sich von den Früchten der Erde ernähren (V.29)

Der Mensch war von Anfang an ein vollkommen ausgebildetes Wesen, das von Beginn an selbst sprechen und verstehen konnte was zu ihm gesagt wurde.

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29 Und Gott sprach: Siehe, ich habe euch alles Gewächs auf Erden gegeben, das Samen trägt, auch alle Bäume, an welchen Früchte sind, die Samen tragen; sie sollen euch zur Nahrung dienen; 
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30 aber allen Tieren der Erde und allen Vögeln des Himmels und allem, was auf Erden kriecht, allem, was eine lebendige Seele hat, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah also.
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31 Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Und es ward Abend, und es ward Morgen: der sechste Tag.

Die Schöpfung hat mit der Erschaffung des Menschen, als Mann und Frau in einer sich ergänzenden Partnerschaft, ihr Ziel erreicht und so bewertet Gott seine Schöpfung nun bei seiner siebten Beurteilung das erste Mal als sehr gut. Aus dem Schöpfungbericht in 1. Mo. 2 geht jedoch auch hervor, dass ebenfalls am sechsten Tag, bevor Gott die Schöpfung als sehr gut beurteilte, das einzige Mal etwas als nicht gut beurteilt wurde: 

1. Mo. 2.18: Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, seines Gleichen.

Dass das Fehlen der Frau als nicht gut beurteilt wurde, betont ein weiteres Mal die Wichtigkeit der Frau in der Schöpfung.

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